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»Als Verlag sehen wir es immer auch als unsere Aufgabe, neue Wege zu beschreiten.«

Melanie Völker 

  Melanie Völker
  Lektorin
  Waxmann Verlag GmbH

 

 

 

 


Mit einem internationalen Journal sind Sie bereits 2009 mit Open Access gestartet. Was waren Ihre Beweggründe?

Bei der Gründung der Zeitschrift gingen unsere Überlegungen gemeinsam mit der damaligen Schriftleitung von Anfang an in die Richtung, wie wir ein möglichst breites Publikum erreichen können. Es gab bereits seit Beginn der 2000er Jahre mit der Budapester und der Berliner Erklärung weltweit Bestrebungen, die Veröffentlichung open access zu etablieren. Als die Schriftleitung der Zeitschrift mit dem Wunsch an uns herangetreten ist, haben wir uns dazu entschlossen, diesen Weg mit zu gehen, obgleich trotz einer Anfangsfinanzierung die dauerhafte Finanzierung unklar war und es zwar individuelle Lösungen gab, allerdings keine strukturellen und gerade für die Veröffentlichung einer Zeitschrift wichtige mittel- und langfristige Sicherstellung fehlten. Als Verlag sehen wir es immer auch als unsere Aufgabe, neue Wege zu beschreiten und darin zu investieren, um einen Wandel zu ermöglichen – was nur möglich ist, wenn wir als Akteur auch ein Risiko wagen und Neuland betreten.

Wir haben uns seinerzeit bei Gründung der Zeitschrift bewusst gegen APCs – die sich zwar international und gefordert durch große Konzerne mehr und mehr durchgesetzt haben – entschieden, da wir den Zugang zur Veröffentlichung nicht durch die finanziellen Möglichkeiten einzelner Autor*innenteams abhängig machen wollten.


Welche Rolle spielt Open Access mittlerweile für Ihren Verlag – haben sich Ihre Erwartungen bestätigt?

Open Access hat sich zu einem wichtigen Element in unserem Haus entwickelt, was sich allein am Anteil der oa-Publikationen schon rein zahlenmäßig ablesen lässt. Es ist bei fast allen neuen Projekten mittlerweile Standard, dass wir über die Möglichkeiten einer oa-Publikation sprechen und es den Autor*innen  anbieten. Anfänglich häufiger auftretende Zweifel werden dabei immer seltener an uns herangetragen. Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass bei einer Veröffentlichung die Gewährleistung von zentralen Qualitätsstandards des guten wissenschaftlichen Publizierens garantiert wird.

Sicher hat die Open-Access-Stellung auch auf diese Qualitätsstandards Auswirkungen, nicht zuletzt im Hinblick auf die Metadaten, die aber auch vorher schon an Bedeutung gewonnen haben. Während früher die Frage nach Verkaufszahlen kam, sind u.a. Download-Statistiken die neue ›Währung‹, an der sich die Verbreitung einer Publikation ablesen lässt. Es lässt sich deutlicher feststellen, wo welche Inhalte rezipiert werden – für uns bedeutet das, wir können Inhalte gezielter verbreiten; konkret heißt das aber, die Zahlen, die wir liefern, können Herausgeber*innen von Zeitschriften oder Reihen dabei unterstützen, ihr Profil zu schärfen, auf bestimmte Themen ggf. mehr einzugehen oder auch nicht, da die Zahlen ein zusätzliches Feedback geben.


Welche Vorteile sehen Sie im Angebot von Open Access? Welche Pakete bietet der Waxmann Verlag für 2021 an?

Ein großer Vorteil ist sicherlich die bessere Verbreitung – wir haben das beispielsweise direkt gemerkt, als wir die Zeitschrift ZEP Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, die vorab in print und online erschienen ist, open access gestellt haben – während die Anzahl der online-Abos kaum nennenswert war, waren die Bestandseinträge in der ZDB, kurz nachdem die Inhalte oa gegangen sind, auf über 70 Bibliotheken angestiegen. Was einerseits zeigt, dass das Interesse doch da ist – andererseits aber auch deutlich macht, dass eine Infrastruktur für die Übernahme der Kosten entwickelt werden muss. Es ist also im Sinne der Autor*innen, deren wissenschaftliche Arbeit eine bessere Verbreitung findet. Die Sicherstellung der Finanzierung ist ein zentraler Punkt – auch hier war die Einführung von APCs keine Option, da sich gerade diese Zeitschrift der Nachhaltigkeit, der globalen Gerechtigkeit und den Zielen für nachhaltige Entwicklung verschrieben hat. Mit vielen Beiträgen aus dem Globalen Süden ist es nicht zu rechtfertigen, APCs zu nehmen, die Wissenschaftler*innen aus Ländern, in denen es keine oder eine ganz andere Förderung gibt, den Zugang zu den Publikationsmöglichkeiten verschließt. Sie sind erst dann ein adäquates Mittel, wenn alle Wissenschaftler*innen darauf zugreifen können.

Wir werden uns wie im letzten Jahr mit Titeln bei KU Select beteiligen, haben mittlerweile die Zeitschrift DDS – Die Deutsche Schule von green auf gold oa umgestellt und dafür sehr viel positives Feedback erhalten und gehen mit einer weiteren OA-Gold-Zeitschrift im Bereich Arts Education an den Start.


Als Erstunterzeichner hat der Waxmann Verlag das Mission Statement der Enable!-Community mitformuliert. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Wir halten die Zusammenarbeit gerade der verschiedenen Akteure im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens für unabdingbar – die Veränderung in den Publikationsprozessen beeinflussen die Arbeit aller und alle Akteure haben unterschiedliche Expertisen, die fruchtbar in den Veränderungsprozess mit eingebracht werden können. Jeder Partner für sich, Wissenschaflter*innen, Verlage, Bibliotheken und Intermediäre, leistet einen wichtigen Beitrag und bringt Wissen mit, das für die Gestaltung einer neuen Publikationskultur notwendig ist und nicht unter den Tisch fallen sollte. Enable! bietet hier ein einzigartiges Forum, in der gerade die Vielfalt der einzelnen Partner und deren Interessen Berücksichtigung findet und eben nicht unter der Regie eines einzelnen Akteurs.

Dabei ist die Vernetzung ein Punkt, der Austausch über Wünsche und Bedarfe – ich kann als Verlag nur ein besseres Ergebnis erzielen, wenn ich weiß, welche Ziele meine Autor*innen verfolgen, – unter welchen Voraussetzungen der Handel und die Bibliotheken die Inhalte optimal bereitstellen können und welche unterstützende Funktion beispielsweise Fachgesellschaften oder Repositorien haben. Hierfür bietet die Community eine gute Voraussetzung: Gleichzeitig wird über den Austausch auch klar, dass die Leistungen für die Veröffentlichung auch finanziert werden müssen – Transparenz auf allen Seiten ist da ein Schlüsselbegriff.

Die Community ist daher eine Möglichkeit, die Veränderung aktiv zu gestalten. Wenn sich dadurch Aufgaben verschieben und Synergieeffekte und Kooperationen mit anderen Partnern ergeben, kann das für das wissenschaftliche Publizieren sehr positive Effekte haben.


Kontakt:
Melanie Völker M.A.
Lektorat
Waxmann Verlag GmbH
eMail: voelker@waxmann.com