Die Open Library Community hat 2019 und 2020 bereits zwei erfolgreiche Pakete aus dem Fachbereich Politikwissenschaft des transcript Verlages im Open Access bereitgestellt. Nun heißt es schnell sein, um sich noch an der Open Access Library 2021 beteiligen zu können!

Die transcript Open Library Politikwissenschaft: Das sind bisher insgesamt 182 hochkarätige wissenschaftliche Publikationen aus den Forschungsfeldern »Internationale und Europäische Politik und Globalisierung«, »Parteien«, »Soziale Bewegungen und Zivilgesellschaft«, »Policy« und »Politische Theorie«, die seit Anfang 2018 im Open Access bereitgestellt werden.

Dank der Kooperation des transcript Verlages mit dem Fachinformationsdienst (FID) Politikwissenschaft (POLLUX) und einer Gemeinschaft aus zuletzt 46 wissenschaftlichen Bibliotheken – der Open Library Community – sind die 42 Neuerscheinungen der Jahre 2019 und 2020 für die Wissenschaftsgemeinschaft frei zugänglich. Außerdem haben wir die 140 Publikationen umfassende Backlist des Programmbereichs »Politikwissenschaft« im Open Access zugänglich gemacht.


Der Einsatz der Open-Library-Community hat sich ausgezahlt!

Die hohe Nutzung belegt den Erfolg des ersten Open-Access-Paketmodells, das die Transformation einer gesamten Fachkollektion ermöglicht: Bisher sind 1.299.704 Zugriffe auf die Inhalte erfasst. Das sind durchschnittlich 1.845 Zugriffe pro Titel im Jahr.

Alle Forschungsbereiche erhalten eine durchweg sehr hohe Aufmerksamkeit. Den Spitzenplatz in der Gesamtnutzung belegt dabei der Bereich »Policy« mit durchschnittlich 10.279 Zugriffen pro Titel und Jahr. Die Erhebung der jährlichen Nutzung belegt: Auch ältere Publikationen profitieren immens von der Open-Access-Bereitstellung. So liegt die aktuelle Nutzung eines in 2014 veröffentlichten E-Books bei durchschnittlich 1.715 Zugriffen im Jahr.

Mehr Informationen und Beispiele zur Nutzung finden sich hier:

https://blog.transcript-verlag.de/die-transcript-open-library-politikwissenschaft/


Über das Projekt

Angelehnt an das bekannte Erwerbungsmodell »E-Book-Paket« wird die Frontlist – also alle geplanten Neuerscheinungen des Fachbereichs Politik – zu einem Paket gebündelt. Statt aber wie gewohnt die E-Book-Lizenz zu erwerben, ermöglichen die teilnehmenden Bibliotheken (die Open Library Community) über eine Gebühr die Open-Access-Veröffentlichung. Die Erwerbungsmittel der Bibliotheken fließen so in die Finanzierung der freien Verfügbarkeit für alle statt in den Erwerb kostenpflichtiger E-Books für eine einzelne Bibliothek. Durch das Crowdfunding wird die Open-Access-Transformation für alle Akteure finanziell tragbar und die Open-Access-Bereitstellung einer gesamten Fachkollektion möglich. Durch die Bereitstellung des gesamten Programmbereichs entfällt für die Autor*innen die Notwendigkeit, eine Einzeltitelförderung einzuholen. Alle Autor*innen des Programmbereichs haben dieselbe Möglichkeit, ihr Werk im Open Access zu publizieren, unabhängig vom »Fördertopf« ihrer wissenschaftlichen Einrichtung. Die vergleichsweise niedrigen Open-Access-Kosten pro Buch entlasten publikationsstarke Institutionen und durch die drei unterschiedliche Preisstufen haben auch kleineren Einrichtungen die Möglichkeit, die Open-Access-Transformation aktiv zu unterstützen.

Die Teilnahme an der Open Library Politikwissenschaft 2021 ist bis Ende November 2020 möglich.

Alle Bücher der Open Library Politikwissenschaft finden Sie u.a. auf der Plattform OAPEN sowie über die Verlagswebsite.

 

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Interview mit Dr. Agathe Gebert, Teamleitung Library and Open Access bei GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Was hat sich in Ihrer Einrichtung in Bezug auf Open Access in den letzten Jahren verändert?

GESIS ist die führende Infra­struktureinrichtung für die Sozial­wissen­schaften in Deutschland und entwickelt als solche forschungsbasierte, innovative digitale Produkte und Dienstleistungen für die Disziplin. Seit 2006 betreiben wir den mit DFG-Förderung entwickelten disziplinären Volltextserver Social Science Open Access Repository (SSOAR), der in Kooperation mit vielen Partnern eine Infrastruktur für Zweitveröffentlichungen (Grüner Open Access) bereitstellt. Mit derzeit 60.000 Volltexten ist SSOAR das größte Fachrepositorium für die Sozialwissenschaften.

Vorteil für alle archivierten Publikationen ist, dass wir jedem Volltext im Zuge der Veröffentlichung einen Persistent Identifier (PID), also ein URN (Uniform Resource Name) oder ein DOI (Digital Object Identifier) zuweisen. Zudem wird jede Veröffentlichung hochwertig erschlossen. Wir nutzen dazu neben freien Schlagwörtern die speziell für die Disziplin entwickelten, normierten Vokabulare Thesaurus Sozialwissenschaften und Klassifikation Sozialwissenschaften (Thesaurus, Klassifikation). Über die daher gute fachliche und inhaltliche  Recherchierbarkeit hinaus werden auf SSOAR archivierte Volltexte von Suchmaschinen hervorragend indexiert und erzielen daher z.B. bei Google-Suchanfragen – mehr als 80 Prozent unserer Nutzer*innen kommen über Google – sehr hohe Rankings. Für eine verlässliche Langzeitverfügbarkeit der Volltexte kooperieren wir mit der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), die sich um die Langzeitarchivierung kümmert.

Waren wir in den ersten Jahren vor allem damit beschäftigt, in SSOAR eine kritische Masse an qualitätsgeprüften, gut erschlossenen Volltexten im Open Access bereitzustellen, um in der Wissenschafts-Community anerkannt zu werden, fokussieren wir uns seit der zunehmenden Open-Access-Mandatierung der Forschungsförderer und der Einführung des unabdingbaren Zweitveröffentlichungsrechts im Jahr 2014 im Team zunehmend darauf, SSOAR zu einem relevanten Service zur nachhaltigen Archivierung von Volltexten im freien Zugriff auszugestalten, den Server in der – doch sehr fachspezifischen – Open-Access-Transformation der Disziplin zu profilieren und zu positionieren.

Bestärkt werden wir dazu nicht zuletzt durch neue Forschungsergebnisse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), das in seiner empirischen Untersuchung »Open Access in der Berufsbildungsforschung«[1] sehr anschaulich das Bedürfnis der Wissenschaftler*innen zum Ausdruck bringt, mit der eigenen Publikation im fachlichen Kontext recherchierbar sein zu wollen. Darüber hinaus wird der Wunsch nach zielgruppengerechten Publikationsmöglichkeiten sehr deutlich. Open Access sollte – so die befragten Wissenschaftler*innen – von vertrauensvollen Institutionen organisiert werden.  

Dieser Perspektivenwechsel im Betrieb von SSOAR zeigt sich zum einen darin, dass wir bei GESIS unsere Wissenschaftler*innen stärker anhalten, im Open Access zu publizieren bzw. ihr Zweitverwertungsrecht zu nutzen. Gleichzeitig bieten wir ihnen einen Selbstarchivierungsservice an, der neben der Beratung zu den rechtlichen Möglichkeiten, oft auch der Rechteklärung, vor allem aber auch die ganz praktische Arbeit der Erstellung eines archivierbaren Postprints und dessen Veröffentlichung auf SSOAR beinhaltet.

Über eine zielführende Lizenzpolitik der Bibliothek unterstützen wir seit letztem Jahr noch gezielter das Open-Access-Publishing (Goldener Open Access) unserer Mitarbeitenden – einen Publikationsfonds bzw. den OA-Publikationsgebühren allokierte Mittel stellen wir bereits seit ein paar Jahren zu Verfügung. Neben den Publish & Read-Lizenzen mit den großen STM-Verlagen, vor allem im Rahmen des DEAL, und den Allianzlizenzen, nutzen wir aber auch die Angebote der für unsere Disziplin relevanten kleinen und mittelständischen Verlage. So zahlen wir beim Open-Access-Verlag Cogitatio Press eine jährliche Mitgliedschaftsgebühr, damit unsere Mitarbeitenden in dessen OA-Zeitschriften ohne weitere APC-Gebühren publizieren können.

Welche Bedeutung hat die Kooperation mit Verlagen dabei?

In den deutschen Sozialwissenschaften spielen kleine und mittelständische Verlage wie der Waxmann Verlag, der Verlag Barbara Budrich, der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, der transcript Verlag, die wbv Media (früher W. Bertelsmann Verlag) – um nur einige zu nennen – eine große Rolle in der Publikationskultur der Disziplin. Mit ihnen werden seit Jahrzehnten wichtige Publikationsprojekte realisiert. Dementsprechend waren die Kooperationen mit diesen Verlagen für den Aufbau der Fachrepositorien SSOAR und pedocs, den Server für die Erziehungswissenschaften, von zentraler Bedeutung. Gemeinsam mit Verlagen experimentierten wir auf dem noch jungen Feld des Open Access mit Kooperationsmodellen, die für beide Seiten eine Win-Win-Situation darstellte.

Für SSOAR hatte die Zusammenarbeit den Vorteil eines schnell wachsenden Contents von hoher und geprüfter wissenschaftlicher Qualität. Die Verlage nutzen über SSOAR eine Infrastruktur, um bislang nur im Print verfügbare Publikationen nachhaltig im Netz recherchierbar zu machen und die Auswirkungen freier Verfügbarkeit auf ihr Verlagsgeschäft zu erproben.

So wurden z.B. von einigen Zeitschriften umfassende Jahrgangsbestände fortlaufend auf SSOAR archiviert. Dazu wurden zurückliegende Jahrgänge nachträglich digitalisiert und zusammen mit den neueren Jahrgängen mit einer Embargofrist von drei Jahren auf SSOAR bereitgestellt. In einem anderen Modell wird aus aktuellen Sammelwerken jeweils ein Sammelwerksbeitrag quasi auch als Teaser im Open Access auf SSOAR zweitpubliziert. Ein weiteres Modell sah die zeitgleiche Publikation der Printausgabe sowie der Bereitstellung auf SSOAR vor.[2]

Diese Zeit des Ausprobierens seit 2007/2008 hat – wie ich denke – eine gute Grundlage des Vertrauens und der Kooperationsbereitschaft zwischen den sozialwissenschaftlichen Fachrepositorien (insb. SSOAR, pedocs) der Leibniz-Gemeinschaft und den für die jeweilige Disziplin relevanten Verlagen geschaffen, die uns in die Lage versetzt, gemeinsam den Herausforderungen der Open-Access-Transformation zu begegnen. Über zehn Jahre später werden Maßnahmen getroffen, die die Art, wie der Zugriff auf Literatur realisiert wird, nachhaltig verändern wird.

Ziel ist es, das Publikationswesen auf Open Access umzustellen und die Verfügbarkeit der Publikationen über die Publikationsgebühren der Autor*innen bzw. deren Einrichtungen zu realisieren. Dazu werden derzeit geförderte Read & Publish-Lizenzen zwischen den großen STM-Zeitschriften Verlagen (insb. Wiley, Springer) und den Bibliotheken des Landes abgeschlossen. In Abhängigkeit vom Publikationsaufkommen der Wissenschaftler*innen einer Einrichtung sollen langfristig entsprechende Mittel an diese Verlage fließen, die dann sowohl den freien Zugriff als auch das Open-Access-Publizieren ihrer Wissenschaftler*innen abdecken.

In diesem politisch und mit öffentlichen Mitteln unterstützten Transformationsprozess bleiben die kleinen und mittelständischen Verlage für unsere Disziplin bislang unberücksichtigt.

Was sind Ihre wichtigsten Ziele in Bezug auf die Open-Access-Transformation?

Die wichtigsten Ziele in Bezug auf die Open-Access-Transformation sehe ich darin, diese an der spezifischen Publikationskultur der einzelnen Disziplinen auszurichten und den Volltextserver SSOAR in diesem Transformationsgeschehen sinnvoll mit seinen Möglichkeiten zu positionieren und anzupassen.

Vor allem sollten wir uns die vielfältigen Publikationsmöglichkeiten in den Sozialwissenschaften erhalten. Dazu gehören neben den Zeitschriften insbesondere die Monographie- und Sammelwerkspublikationen, die mit den kleinen und mittelständischen Verlagen seit jeher realisiert werden.

Ein großes Potenzial sehe ich nach wie vor darin, wichtige Institutsreihen auch rückwirkend vollständig im Open Access auf SSOAR verfügbar zu machen. Das sichert deren langfristige Zugänglichkeit – digital und frei verfügbar im Netz. Das bedeutet aber auch, dass der Grüne Weg des Open Access, also die Zweitverwertung oder Nachnutzung bereits publizierten Contents, nach wie vor wichtig bleibt, insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften, in denen es noch weniger Möglichkeiten zum genuinen, also zum Goldenen Weg des Open Access gibt.

Darüber hinaus haben einzelne Reihenherausgeber ‒  Fachgesellschaften und Forschungseinrichtungen ‒ das Potenzial erkannt, sogleich primär über SSOAR erstzuveröffentlichen und nur den Link auf ihren Webseiten einzubinden. Dadurch werden Publikationen nicht erst unstrukturiert und schlecht auffindbar auf den Webseiten veröffentlicht und anschließend auf SSOAR (zweit)archiviert, sondern von vornherein gut erschlossen, gut im Netz recherchierbar und mit PID nachhaltig im Netz veröffentlicht. Daher positionieren wir SSOAR zunehmend auch als Publikationsplattform.

Was sind die wichtigsten Gründe für ihr Engagement in der ENABLE!-Community?

Die ENABLE!-Community wurde Ende 2018 vom Nationalen Kontaktpunkt (NOAK) ins Leben gerufen mit dem Ziel, Open Access in den Geistes- und Sozialwissenschaften voranzutreiben. Ihr gehören neben Verlagen und Bibliotheken auch Intermediäre und Fachrepositorien an, wie auch SSOAR zu den Enablern gehört.

Wurde die Community zu Beginn noch ganz entscheidend vom BMBF-geförderten NOAK organisiert, so muss sich die Gemeinschaft zunehmend selbst organisieren und sich neue Governance-Strukturen geben. Dazu hat sich ein Interims-Steuerungsgremium gebildet, dem auch ich angehöre.

Gleichzeitig haben wir in diesem Jahr ein Mission-Statement verabschiedet, das mittlerweile zahlreiche Verlage und Wissenschaftseinrichtungen/Bibliotheken unterzeichnet haben, und das eben genau auf die Publikationsvielfalt abzielt, die es meiner Meinung nach im OA-Transformationsprozess zu bewahren gilt, um der Publikationskultur in den Sozialwissenschaften auch unter dem Paradigma des Open Access gerecht zu werden.

Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr unsere inhaltliche Arbeit in zwei Arbeitsgruppen aufgenommen. Die AG Finanzierung erarbeitet vor dem Hintergrund haushaltsrechtlicher Fragen und Fördervorgaben transparente Modelle zur Finanzierung von Open-Access und die AG Akteure modellieren Funktionalitäten und Zusammenarbeit der im Publikationsprozess beteiligten Akteure.

Das Ziel der Arbeiten in der ENABLE!-Community besteht darin, tragfähige Modelle des Co-Publishing zu etablieren, die ‒ auch wirtschaftlich ‒ erfolgreiches OA-Publizieren für kleine und mittelständische, zuweilen sehr mit der eigenen Wissenschafts-Community verbundenen Verlage ermöglichen.

Aus der Zusammenarbeit der in der ENABLE!-Community versammelten Player sind bereits bahnbrechende Initiativen wie die transcript OPEN Library Politikwissenschaft oder der wbv Open Library Erwachsenenbildung zur OA-Finanzierung von Publikationen von Monographien und Sammelwerken hervorgegangen. Grundlegend ist beiden Initiativen das Crowdfunding zur Finanzierung der Open-Access-Publikationen. Über Intermediäre wie Knowledge Unlatched (KU), teilnehmende Bibliothekslieferanten oder Versandbuchhandlungen können Bibliotheken finanzielle Pledges zur Realisierung einzelner Publikationsvorhaben abgeben. Kommt genug Geld zusammen, erscheint die Publikation im Open Access.

In diese Richtung müssen wir weiter denken, Funktionalitäten und Publikationsprozesse neu modellieren. In der ENABLE!-Community haben wir uns der Realisierung eines erfolgreichen disziplinabhängigen OA-Publishing in den für die Geistes- und Sozialwissenschaften seit jeher wichtigen, renommierten Verlagen jenseits der großen Zeitschriften-Verlage verpflichtet. Da bin ich mit unserem Server und der Publikationsplattform SSOAR gerne dabei.

 

[1] Vgl. Getz, Laura/Langenkamp, Karin/Rödel, Bodo/u.a.: Open Access in der Berufsbildungsforschung. Teil 1 – Darstellung des Projektverlaufs und Ergebnisse der Gruppendiskusisionen. BIBB-Preprint 2020 (https://lit.bibb.de/vufind/Record/DS-185303)

[2] Vgl. Bambey, Doris/Gebert/Agathe: Open-Access-Kooperationen mit Verlagen: Zwischenbilanz eines Experiments im Bereich Erziehungswissenschaften, in: B.I.T.-online 13 (2010) 4. S386-390. (https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/59472)

 

Weitere Informationen:

Teamleitung Bibliothek und Open Access
Social Science Open Access Repository (SSOAR)

Dr. Agathe Gebert
Abt.: Wissenstransfer
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
E-Mail: agathe.gebert@gesis.org

 

Über Erfahrungen mit Crowdfunding zur Finanzierung neu erscheinender wissenschaftlicher Monografien und Sammelbände im Open Access berichtet Joachim Höper, Geschäftsleitung wbv Publikation (bei wbv Media) in einem Interview in der Ausgabe 4/2020 der Zeitschrift b.i.t.online.

https://www.b-i-t-online.de/heft/2020-04-interview-hoeper.pdf

Wissenschaft, Verlage, Bibliotheken und Dienstleister suchen nach tragbaren Finanzierungsmodellen für den kostenlosen Zugang zu digitalen wissenschaftlichen Büchern. Joachim Höper spricht sich dafür aus, bei der Finanzierung von Open-Access-Monografien und -Sammelbänden die Disziplin-Orientierung in den Blick zu nehmen und das Denken in einzelnen Standorten – zumindest teilweise – zu überwinden. Dieses Modell des Co-Publishing kann ein Weg sein zu mehr Beteiligung und Augenhöhe für alle beteiligten Akteure.

Weitere Informationen: https://www.wbv-open-access.de

ENABLE! OA wird ein Jahr alt ‒ Einladung zum Workshop der Enable!-Community

Sehr geehrte ENABLE!-Community, liebe Kolleg*innen, 

im Namen des NOAK und ENABLE! lade ich zu dem bereits angekündigten gemeinsamen Workshop im Vorfeld der Open-Access-Tage am 14.09.2020, von 13.00-16.30 Uhr über die Konferenz-Software Microsoft-Teams ein. 

ENABLE! wird ein Jahr alt! Am 13. September 2019 wurde beim Österreichischen Bibliothekartag in Graz das Projekt "ENABLE! ‒ Bibliotheken, Verlage und Autor*innen für Open Access in den Social Sciences und Humanities" zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Das wollen wir mit Ihnen und Euch feiern. Gemeinsam wollen wir das erste Jahr ENABLE! Revue passieren lassen, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen Akteure & Finanzierung zusammentragen und diskutieren, wie es weiter geht. Gleichzeitig sollen sich die Gründungsmitglieder der ENABLE!-Community und die in den letzten Monaten neu hinzugekommenen Mitglieder und Unterstützer*innen kennenlernen.

Zu den zu diskutierenden Themen werden u.a. die Weiterführung der bestehenden bzw. die Gründung neuer AGs sowie eine möglichen Governance-Struktur für die Selbstverwaltung der Community gehören. 

Die genauere Programmplanung entnehmen Sie bitte folgendem Google-Dokument

Sehr gerne können Sie diese Einladung an weitere Interessenten weiterleiten. Sehr willkommen wäre zudem die Teilnahme von Wissenschaftler*innen, die uns bislang ‒ so hatten wir festgestellt ‒ noch fehlen. Ich werde selbst etwa zehn Minuten vorher im "virtuellen Konferenzraum" sein, um in Teams einzuführen. In den Raum selbst gelangen Sie einfach über diesen Link unter "An Microsoft Teams-Besprechung teilnehmen":

Wenn Sie die App nicht installiert haben und das auch nicht tun wollen wählen Sie bitte die Option über den Browser. 

Bis dahin.

Viele Grüße,

Agathe Gebert
Teamleitung Bibliothek und Open Access Social Science Open Access Repository (SSOAR)

 

Dr. Agathe Gebert
Abt.: Wissenstransfer
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Unter Sachsenhausen 6-8
D-50667 Köln
Tel.: (0221) -47694-218
E-Mail: agathe.gebert@gesis.org
http://www.ssoar.info/home.html

FID-Geschichte

 

Der Fachinformationsdienst Geschichtswissenschaft, der Verein für kritische Geschichtsschreibung e.V. und der transcript Verlag laden zur Teilnahme am »transcript Verlag Subscribe to Open WerkstattGeschichte« ein. Ziel des Projekts ist die Open-Access-Transformation der Fachzeitschrift »WerkstattGeschichte«.

Die Modellentwicklung geht auf die Initiative des Herausgebers, den Verein für kritische Geschichtsschreibung e.V., zurück: »Von der Open-Access-Publikation unserer Zeitschrift erhoffen wir uns nicht nur eine bessere Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Ergebnisse, sondern nicht zuletzt auch einen Wandel der wissenschaftlichen Kommunikation«, so Vereinsvorsitzender und Mitherausgeber Eckart Schörle.

Das Open-Access-Modell »Subscribe to Open« ist angelehnt an das Zeitschriftenabonnement-Modell. Anstatt nur die gedruckten Hefte eines Jahrgangs der Zeitschrift zu erwerben, ermöglichen die Teilnehmer*innen über die Zahlung einer Gebühr auch die Open-Access-Bereitstellung eines Zeitschriftenjahrgangs. Einrichtungen, die die Inhalte der jeweiligen Zeitschriften kennen und schätzen, abonnieren diese wie gewohnt weiter, während die Inhalte im Open Access erscheinen. Bestehende Abonnent*innen finanzieren so weiterhin die von ihnen als relevant eingeordneten Zeitschriften, während neu hinzukommende Bibliotheken ein Modell abonnieren, das es allen Leser*innen und Autor*innen ermöglicht, von Open Access zu profitieren. Fällt die Anzahl der Abos unter einen vorher festgelegten Wert, wird die »Paywall« wieder aktiv, d.h. nur Abonnent*innen haben Zugriff. »Das Potential des Modells liegt in der Aktivierung der subskribierenden Einrichtungen. Durch die Umwandlung des bestehenden Abonnements wird der freie Zugang zu den Inhalten für alle ermöglicht«, sagt Stefanie Hanneken vom transcript Verlag.

Der Verlag hat das benötigte Budget für die Herstellung und Bereitstellung der Hefte im Open Access ermittelt und legt, in Übereinstimmung mit dem Fachinformationsdienst (FID) Geschichtswissenschaft und unter Beteiligung des Kompetenzzentrums für Lizenzierung (KfL), eine Mindestteilnehmer*innenzahl fest, wodurch ein maximaler Rechnungsbetrag bestimmt wird. Bei Überschreiten der Mindestteilnehmer*innenzahl sinkt der zu zahlende Betrag. Dank der, zunächst für das Jahr 2021, geplanten Beteiligung des Fachinformationsdienstes Geschichtswissenschaft, halbiert sich der maximale Rechnungsbetrag für alle Teilnehmenden. »Der FID Geschichtswissenschaft unterstützt aktiv die Open-Access-Transformation und möchte damit die leichtere Verfügbarkeit von Forschungsliteratur fördern«, erklärt Dr. Silvia Daniel. Die Abonnent*innen co-finanzieren durch ihr Abo die Open-Access-Publikation der Zeitschrift und erhalten auf Wunsch außerdem die gedruckten Hefte der Zeitschrift.

Ab sofort und bis zum 30.11.2020 haben Sie die Möglichkeit, sich mit einer Zusage am Projekt zu beteiligen.


Über den Fachinformationsdienst Geschichtswissenschaft

»historicum.net – Fachinformationsdienst Geschichtswissenschaft« wird, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, seit 2016 von der Bayerischen Staatsbibliothek und dem Deutschen Museum betrieben. In engem Dialog mit Historiker*innen baut der FID ein digitales Informationsangebot zum gesamten Spektrum der Geschichtswissenschaft auf, das ergänzend zur Grundversorgung an universitären und anderen wissenschaftlichen Bibliotheken optimale Voraussetzungen für die historische Forschung in Deutschland schaffen soll.

Kontakt: fid-geschichte@bsb-muenchen.de

 

Über die Zeitschrift

Die Zeitschrift WerkstattGeschichte ist eine Zeitschrift, in der über Geschichte und ihre Akteur*innen ebenso reflektiert wird wie über historisches Forschen und Schreiben. Sie bietet Platz, konventionelle Perspektiven zu durchbrechen und neue Formen der Darstellung zu erproben. Die Zeitschrift bleibt der Sozialgeschichte verbunden, legt aber deutlichen Wert darauf, die große Geschichte aus einer alltagsgeschichtlichen Perspektive zu befragen. Sie wird herausgegeben vom Verein für kritische Geschichtsschreibung e.V. und erscheint ab Heft 81 (Frühjahr 2020) in zwei Ausgaben jährlich im transcript Verlag.

Ausführliche Informationen unter: https://werkstattgeschichte.de

 

Die Eckdaten des Modells auf einen Blick

• Open-Access-Bereitstellung der Zeitschrift WerkstattGeschichte, Heft 1 und 2 des Jahrgangs 2021 unter
  der Creative Commons Lizenz BY-SA 4.0.

• Mindestteilnehmer*innenzahl: 20 Einrichtungen.

• Die Teilnehmer*innen (Vollsponsor*innen und Sponsoring Light) erhalten die Printhefte des Jahrgangs –
  auch bei Scheitern der Finanzierung – kostenlos.

• Der maximale Rechnungsbetrag beträgt 395,00 € (zzgl. MwSt) für einen Jahrgang (zwei Hefte). Nach
  Erreichen der Mindestteilnehmer*innenzahl sinkt der Rechnungsbetrag für alle Teilnehmenden.

 • Die Teilnehmenden werden als Open-Access-Förderer*innen im Impressum der Zeitschrift, in den
   Metadaten sowie auf der Website genannt.

• Das Pledging endet am 30.11.2020.


Nach erfolgreichem Abschluss des Pledgings in 2020 wird das Modell in Anlehnung an eine Abonnementverlängerung in einer zweiten Ausschreibungsrunde in 2021 zur Finanzierung der Jahrgänge 2022-2024 wiederholt. Bei der Teilnahme für dann drei Jahrgänge werden die Jahrgänge einzeln in Rechnung gestellt und die Teilnehmenden haben eine jährliche Ausstiegsoption.

»Für eine Publikationskultur der Vielen«

 

    Joachim Höper
   Geschäftsleitung 
   wbv Publikation
   (wbv media)

 

 

 

 

 

15.06.2020

 

Stellen Sie Ihr Unternehmen kurz vor.

wbv Publikation ist die Verlagsmarke und damit einer von drei Geschäftsbereichen der wbv Media GmbH & Co. KG. Das unabhängige und eigentümergeführte Familienunternehmen mit Sitz in Bielefeld hat circa 65 Mitarbeitende. Gegründet wurde es bereits 1864. Im Jahr 2018 fand die Umfirmierung von W. Bertelsmann Verlag zu wbv Media statt. Ebenfalls seit 2018 sind wir Mitgesellschafter der Verlagskooperation utb. Hier publizieren wir unser Lehrbuchprogramm und vertreiben über die scholars-e-library unser Gesamtprogramm an Bibliotheken. Seit Beginn 2020 kooperieren wir mit dem ATHENA-Verlag aus Oberhausen. Thematisch publizieren wir ein vielfältiges Programm aus den Bereichen Geistes- & Sozialwissenschaften, Bildung & Beruf sowie Verwaltung & Recht. Ein engagiertes Team von 15 Mitarbeitenden bei wbv Publikation bringt circa 100 Novitäten unserer Autor_innen, Herausgeber_innen und Institutionen pro Jahr an die Öffentlichkeit. 

Seit wann praktiziert wbv Publikation Open Access?

Die Anfänge liegen ungefähr im Jahr 2008. Wir gehörten zu den ersten Verlagen, die sehr freigiebig Open-Access -Inhalte kostenfrei an das DIPF für das Repositorium peDOCS zur Verfügung gestellt haben. Ab 2010 haben wir uns im Verlag intensiver mit Open Access auseinandergesetzt und uns gefragt, was das für die klassischen Geschäftsmodelle bedeutet und wie wir unser Unternehmensmotto „Wir machen Inhalte sichtbar“ immer wieder neu durchbuchstabieren, damit unsere Autor_innen, Herausgeber_innen und institutionellen Partner von neuen Verbreitungswegen profitieren. Seit 2012 kooperieren wir mit gesis und dem dortigen Social Science Open Access Repository (SSOAR). In einem Projekt haben wir einen eigenen OAI-PMH-Server (Open Archives Initiative Protocol for Metadata Havesting) aufgesetzt.

Seit 2012 haben wir mit wbv-open-access.de unsere eigene OA-Verlagsplattform. In den Jahren 2017 bis 2019 haben wir unterschiedliche Services von Knowledge Unlatched (KU) zur internationalen Verbreitung von Metadaten, Recherchierbarkeit unserer Leistungsbausteine und im letzten Jahr erstmals disziplinorientiertes Crowdfunding für unsere Frontlist in den Programmen Berufs- und Wirtschaftspädagogik und Erwachsenenbildung ausprobiert. Mit der sogenannten wbvOpenLibrary gehen wir nun in die zweite Runde für die Frontlist 2021. Seit diesem Frühjahr kooperieren wir darüber hinaus über KU mit Ubiquity Press, mit deren Unterstützung wir eine zuvor ins Open Access überführte Zeitschrift (Hessische Blätter für Volksbildung) international verbreiten.

Seit Herbst 2019 engagieren wir uns bei ENABLE!, durch Austausch, inhaltliche Beiträge und Support für den Start der Community im Mai 2020.

Mit welcher Motivation haben Sie begonnen im Open Access zu publizieren?

Die Anfänge der verlegerischen Tätigkeit bei wbv Publikation lagen darin, publizistische Dienstleistungen für namhafte Institutionen im Bildungsbereich zu erbringen. Ab Anfang der 2000er Jahre veröffentlichten wir auch vermehrt verlagseigene Titel und Reihen im Programm. Die „Dienstleistungsorientierung“ für Auftraggeber_innen und Herausgeber_innen gehört quasi zur Gründungs-DNA von wbv Media. Hinzu kommt, dass wir innerhalb der Erziehungswissenschaften Programme einiger kleinerer Sektionen bedienen, die im Kern eher kleine Zielgruppen darstellen. So haben wir immer schon Titel im Programm, die vom Auftraggeber (annähernd vollständig) finanziert werden, weil es einen öffentlichen Auftrag dazu gibt; dazu kommen Titel, die sich allein durch Verkäufe am Markt tragen müssen, und Mischfinanzierungen in allen Zwischenformen. Deshalb war die Umstellung der Geschäftsmodelle hin zu Open Access für wbv Publikation gedanklich zunächst kein großer Schritt. Die Sicherstellung der inhaltlichen Qualität durch Herausgeberschaften oder die Organisation von Review-Verfahren (Peers, Institutionen) und die formale interne Qualitätssicherung hat unsere Arbeit von Anfang an ausgemacht. Wir organisieren die Verbreitung, Sichtbarkeit und Nutzung der uns anvertrauten Inhalte. Es kommen ständig neue Kanäle, Portale und Nutzungsformen hinzu, die wir prüfen und mit in unser Angebot aufnehmen.

Wir haben in den Jahren 2012 bis 2018 allerdings auch schmerzlich erfahren müssen, dass sich die öffentlich geführte Debatte zu Open Access im Kern um die Geschäftsgebaren eines Anbieter-Oligopols der STM-Disziplinen und um die fortgeführte Debatte um Subskriptionspreise von Journalen drehte. Wir hatten seit 2010 angefangen, unsere Backlist nach einigen Jahren konsequent in den grünen Open Access zu überführen, in der Hoffnung, dass sich die Rahmenbedingungen für den goldenen Weg bald entwickeln würden. Das ist in der Zeit aber nicht passiert. Wir haben also freiwillig auf Backlistumsätze verzichtet, interessante Open-Access-Gold-Angebote erstellt, unglaublich viel an Beratungsarbeit zu OA bei Autor_innen und Herausgeber_innen geleistet, aber letztlich wenige OA-Gold-Angebote realisieren können. Trotz vieler aus dem Boden wachsender OA-Policies gab es schlicht noch keine Open-Access-Monografien-Fonds.

Ein Hoffnungsschimmer waren für uns die Open Access-Tage 2017 in Dresden, in denen das Thema Open Access für Monografien in den Geistes- und Sozialwissenschaften erstmals einen sichtbaren Platz in der Agenda gefunden hatte. Das hat sich in den folgenden Jahren zum Glück fortgesetzt. Es folgten Einladungen u.a. zu Roundtable-Gesprächen des Open-Access-Büros Berlin seit dem Jahr 2018 und darüber hinaus. Und es entstand der Eindruck: Jetzt ist endlich die Zeit gekommen, um gemeinsam auf Augenhöhe über Open Access für Monografien in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu sprechen. Im September 2019 schlossen wir uns ENABLE! an, um genau diese Entwicklung weiter mit voranzutreiben.

Schon früh haben wir angefangen, die digitale Publikation und deren Verbreitung in den Mittelpunkt unserer Prozesse zu stellen. In der Verlagstätigkeit dreht sich aber nicht alles nur um Open Access. Parallel dazu mussten wir Ressourcen bereitstellen für leistungsstarke Infrastruktur und Vertriebspower für die Vermarktung kostenpflichtiger digitaler Verlagsinhalte. Zwei Stoßrichtungen, deren Geschäftsmodelle sich diametral gegenüberstehen. All das fand statt in einem Umfeld, das geprägt war durch eine weitere Ausweitung der Oligopol-Verlage (DEAL-Verhandlungen) und einem vermehrten In-Sourcing und dem Aufbau von verlags- oder verlagsähnlichen Tätigkeiten bei größeren Institutionen und im Bibliotheksbereich. Keine einfache Aufgabe für einen mittelständischen Player. Wir haben uns sehr früh für strategische Kooperationen für einzelne Teilaufgaben des Publikationsprozesses in den Leistungsbereichen Technologie, Verbreitung und Vertrieb entschieden. So können wir mit der Summe von eigener und der Stärke von leistungsstarken und innovativen Partnern attraktiv sein und gleichzeitig können wir in unserer Unternehmensgröße einen Vorteil in der Nähe und Begleitung unserer geschätzten Autor_innen und Herausgeber_innen ausleben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Open Access-Publishing gemacht?

Unsere Sicht auf Open Access orientiert sich an der Programmplanung, an dem was wir für die Transformation hin zu Open Access in den verschiedenen Disziplinen tun können, für die wir unsere Programme planen. Wir wollen nicht nur einzelne Titel im Open Access publizieren, sondern wir suchen verlässliche und planbare Strukturen, um Programmplanung mit einem Zeithorizont von drei oder sogar mehr Jahren anzugehen. Publikationsfonds an Bibliotheken wiederum vertreten die Perspektive, Finanzierungsmittel für die Angehörigen ihrer Institutionen bereitzustellen. Hier kollidiert langfristige Planung im Verlag - orientiert an der Community einer wissenschaftlichen Disziplin - mit der kleinteiligen, titelbezogenen Abrechnung für einzelne Autor_innen je nach Standort ihrer Institutionen und deren Rahmenbedingungen für OA. Wenn nun aber Herausgeberschaften über mehrere Uni-Standorte verteilt sind und die Autor_innen noch von weiteren Unis, Forschungseinrichtungen oder gar aus der Praxis kommen, dann kommt man schnell an die Grenzen des finanziell Planbaren.

Weiterhin mussten wir lernen, dass die Open Access-Beauftragten die Entscheidung, sich z.B. an Crowdfunding-Modellen zu beteiligen, an die Erwerbungsleitung im Haus weitergereicht haben. Wenn zwischen diesen beiden Stellen dann kein weiterer Austausch über die strategische Bedeutung dieser innovativen disziplinorientierten Finanzierung von Open Access stattfindet, dann steuern wir auf einen signifikanten Fehler im System zu. Es muss gelingen, die Perspektive der einzelnen OA-Policies vor Ort zu weiten: Es darf nicht nur heißen „Was kann ich an meinem Standort tun?“, sondern auch „Worin sollte meine Einrichtung für die verschiedenen Disziplinen investieren?“

Unabhängig davon haben wir auch viele positive Erfahrungen während des gesamten Prozesses hin zu Open Access und einer Neuorganisation in unserer disziplinspezifischen Publikationswelt gemacht. Sowohl in der Gemeinschaft derer, die sich interdisziplinär für Open Access einsetzen, als auch in der Offenheit vieler unserer Autor_innen und Herausgeberinnen, die wir von den neuen Möglichkeiten oft begeistern konnten.

Sie engagieren sich bei ENABLE! Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten nächsten Schritte?

Eine offene Frage ist: Wie können einzelne Aufgabenstellungen gemeinsam angegangen werden, so dass das Feld insgesamt bearbeitet wird? Es gilt, sich über Rollen und Aufgaben im Gesamtsystem des Open-Access-Publizierens auszutauschen und zu verständigen. Wer macht was, wer ist worin besonders gut? Dass dabei Bibliotheken, Hochschulverlage, inhabergeführte Verlage und Dienstleister jeweils eigene Perspektiven haben, ist selbstverständlich und stellt letztlich einen Reichtum in einer Kultur der Vielen dar.

Weiterhin braucht es ein Verständnis für Leistungen im Publikationsprozess, die erbracht werden müssen und die transparent und nachvollziehbar beschrieben werden. Das gilt für kommerzielle Verlage genauso wie für Hochschulverlage. Denn am Ende ist es wichtig, nicht nur über Preise, sondern auch über die dahinterstehenden Leistungen zu sprechen. Dass diese je nach Größe der Disziplinen und Publikationskultur durchaus unterschiedlich sein dürfen, gehört dazu. Und es ist wichtig, die Interessen von Autor_innen in ihren unterschiedlichen Disziplinen in den Austausch zu integrieren.

Welche Bedeutung hat die Community aus Wissenschaft, Verlagen, Bibliotheken und Intermediären dabei?

Mit der Idee zu ENABLE! haben die Kolleg_innen vom NOAK und transcript eine tolle Initiative auf den Weg gebracht, Open Access gemeinschaftlich und partnerschaftlich in den SSH anzugehen. Das darf hier anerkennend erwähnt werden. Nun geht es weiter: Eine Community lebt davon, dass es Personen gibt, die die Themen weiter vorantreiben, die auf Augenhöhe diskutieren, Erfahrungen einbringen, sich kümmern und die Rahmenbedingungen für nachhaltige Co-Publishing-Prozesse beschreiben, so dass sie für Autor_innen in den SSH-Disziplinen und für die Finanziers überzeugend und klar vor Augen stehen.  Von einer Kultur der Vielen im Publikationssystem profitieren am Ende Autor_innen und Herausgeber_innen, weil sie eine echte Auswahl haben, für ihre eigenen Interessen und ihre wissenschaftliche Karriere den jeweils besten und auf die Disziplin bezogenen passenden Publikationspartner zu finden. 

Weitere Informationen: https://www.wbv-open-access.de